Unser Schatzkistl |
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Wir haben hier mal ein paar
Richtsprüche
zusammen gestellt. |
Die causalen Zusammenhänge des
Firstbaum stehlens und der Hebfeier
(Richtfest) werden für den
oberbayrischen Raum kurz erklärt.
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Das Firstbaum fahren
Eine Bayerische Tradition
Wenn in früheren Zeiten der Rohbau
dem Ende zuging kam noch eine der
schwierigsten Aufgaben auf die Zimmerer
zu. Der Dachstuhl bestehend aus Sparren
und Pfetten wurde meistens vor Ort
abgebunden ( hergerichtet ) und
dann mit viel Manneskraft (
Irgsenschmalz ) hoch gezogen und auf die
Giebelwände aufgesetzt. Für diese
Hebearbeit gab es keinen Kran , nur
Seilzüge und geringe Hilfsmittel. Für
diese schweisstreibende Arbeit wurden
die nächsten Nachbarn zur Unterstützung
herangezogen. Wie sich der Brauchtum des
Firstbaumstehlen sich entwickelt
hat konnte noch nicht in Erfahrung
gebracht werden.
Tatsache ist, das die Nachbarn den
First stahlen und ihn geschmückt wieder
zurück brachten. Aber erst nach zähen
Verhandlungen unter Schnaps- und
Bierzugaben wurde der Preis für das
wichtigste Gebälk ausgehandelt. Das lief
meistens darauf hinaus, das der Bauherr
für alle eine Hebfeier mit Essen und
Trinken ausrichten musste.
Heutzutage sieht die Sache wieder
etwas anders aus. Der Zimmerer kommt mit
dem fertig abgebundenen Dachstuhl auf
der Baustelle an. Unwichtige Holzteile
werden zur Seite gelegt und von einer
oder mehreren Parteien gestohlen. Diese
werden in aller Eile mit
Nadelholzgirlanden und rot/weißen und
blau/weißen Bändern geschmückt. An einem
Ende wird ein genau so geschmückter
Tannenbaum befestigt. Zurück gebracht
wird er dann meist von Frauen und
Kindern. Wurden früher alle
beteiligten mit Ruß eingeschwärzt, so
wird heute das Holz angestückelt und
Stückchenweise wieder abgesägt. Aber
auch heute noch wird als Lösegeld noch
eine Hebefeier oder Richtfest
ausgehandelt. Diese wird dann nach den
Rohbauarbeiten oft auch beim Wirt
abgehalten.
Das Richtfest ist der Dank an seine
Handwerker für ihre Mühen bei Regen,
Schnee und Sonneglut gearbeitet zu
haben. Dieses Fest eignet sich auch
ideal um sich näher kennen zu lernen und
bereitet in der Regel allen Beteiligten
eine große Freude. In geselliger Runde
werden manchmal noch Spiele gemacht,
oder gesungen.
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Die Hebfeier oder das Richtfest
Endlich ist der Bau eingedeckt,
feiert man das Richtfest oder Hebfeier.
Dieses wurde beim Firstbaumfahren
als Auslöse "erzwungen".
Der sogenannte Richtspruch ist im
oberbayerischen Raum weniger verbreitet. |
Der Richtspruch richtet den Dank an den
Architekten, den Bauherrn, an alle an
diesen Bauwerk Mitwirkenden sowie der
Freude über die vollendete Arbeit.
Der Richtspruch entspricht eher dem Sinn
eines Gebetes. Denn er bittet um den
Segen Gottes für das Haus. Auch danken
die Handwerker dem Allmächtigen für
seinen Schutz während ihrer Arbeit.
(Nach dem Spruch wird das
Trinkglas zerschlagen/runtergeworfen,
damit niemals mehr jemand aus diesem
Glas trinken kann, und der Spruch somit
ewig gültig ist.)
PS: Nach diesem Richtfest sollte
keiner mehr selbst Fahren!! |
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Firstspruch 1 |
Verehrte Gäste
Viele Stunden sind vergangen,
seit man das Werk hat angefangen.
Wände stellen, Dachstuhl richten,
all der Zunft gerechten Pflichten.
Es floß der Schweiß bei Sonnenglut,
gelobt sei Gott, es floß kein Blut.
Hier steht es nun in voller Pracht,
durch fleißige Hände wahr gemacht.
Ein Haus, nicht zu groß und nicht zu
klein,
nicht zu arm und nicht zu fein.
Passgenau in der Form und der Gestalt,
wohl gelungen, ein Kunstwerk halt.
Nun gilt es Dank zu sagen all den Leut,
die hier planten und gebaut.
Auf den Bauherrn und seine Frau daneben,
will ich dieses Glas erheben.
Mög' der Sonnenschein vom Wein,
Wärme dieses Hauses sein.
Den größten Dank, die höchste Ehre,
dir Herrgott ganz allein gehöre.
Der du uns hast hier und immerdar
bewahrt vor Schaden und Gefahr.
In diesem Sinne - ihm zu Ehren -
will ich mein Glas jetzt gänzlich
leeren.
Es ist so alter Brauch und Pflicht,
dass dieses leere Glas nun bricht.
Mögen alle diese Scherbensplitter
das Bauwerk schützen vor Gewitter
und vor allem Unheil noch,
der Bauherr lebe Hoch - Hoch - Hoch!
von Ralf Theis
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Richtspruch 2
Wir wollen gratulieren,
gerichtet ist das Haus,
hat Fenster und hat Türen
und sieht gar stattlich aus.
Der Maurer hat's gemauert,
der Zimmerer überdacht;
doch daß es hält und dauert,
das steht in Gottes Macht.
Schützt auch das Dach vor Regen,
die Mauer vor dem Wind,
so ist doch allerwegen
an Gott allein gelegen,
ob wir geborgen sind.
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Richtspruch 3 für
ein landw. Anwesen
Hochverehrte
Versammlung !
Nun hat der Bau sich hier erhoben,
Nicht groß zwar, doch auch nicht zu
klein;
das Werk mag seinen Meister loben,
Ich leg' den Segen noch hinein.
Ich wünsche, das gesegnet sei
Der Hausherr und die Frau daneben.
Gott möge Frieden, Lieb' und Treu
Und Glück dem ganzen Hause geben.
Er segne ihrer Hände Fleiß
Und mehre den Familienkreis
Mit reichlich Mädchen oder Knaben,
So viel, wie Platz am Tische haben.
Die mögen alle wohl gedeihen,
Dass sich die Eltern drüber freuen.
Auch schütze der allmächtige Gott
Dies Haus vor Brand und Wassernot;
Und alle, die darinnen wohnen,
Möge er mit Krankheit stets verschonen.
Es treffe sie kein Unglücksfall
In Wohnung, Scheune, Hof und Stall.
Auch möge Gottesfrucht erblühen,
Die Eltern stets einträchtig sein
Und ihre Kinder gut erziehen:
Drauf schenke ich das Glas mir ein.
Und das nun alles wohl gedeih',
Das dieser Bau ein Haus der Milde
Und jeder schönen Tugend sei,
Trink ich nach Brauch der Maurersgilde
Das Glas bis auf die Neige aus.
Der Segen Gottes ist im Haus !
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Firstrede 4 Die Feierstunde
hat geschlagen,
es ruhet die geübte Hand.
Nach harten, arbeitsreichen Tagen
grüßt stolz der Firstbaum nun ins Land.
Ein schöner Werk ist uns gelungen:
Gar stattlich steht das Bauwerk da,
so frei und leicht und ungezwungen,
wie besser ich es nirgends sah!
Ein solches Werk kann nur geschehen,
wenn jeder brav an seiner Stelle
und alle fest zusammenstehen,
der Meister, Lehrling und Geselle.
Und allen lohnt nach herbem Werken
nach altem Brauch das Richtfest heute,
wo sie mit Speis und Trank sich stärken
die Maurer und die Zimmerleute.
Stolz und froh ist jeder heute,
der tüchtig mit am Werk gebaut.
Es waren wackere Handwerksleute,
die fest auf ihre Kunst vertraut.
Darum wünsche ich, so gut ich’s kann,
so kräftig wie ein Maurer kann,
mit stolz empor gehobenem Blick
dem neuen Hause recht viel Glück.
Wir bitten Gott, der in Gefahren
uns allezeit so treu bewahrt,
er möge das Bauwerk hier bewahren
vor Not und Schaden aller Art.
Nun nehme ich froh das Glas zur Hand,
gefüllt mit Wein bis an den Rand,
und mit feurigen Saft der Reben
will jedermann die Ehr’ ich geben,
wie sich’s nach alten Brauch gebührt,
wenn so ein Bau ist ausgeführt.
Das erste Glas der Bauherrschaft:
Hoch soll sie leben,
hoch, hoch, hoch!
Den zweiten Schluck dem Architekten,
hoch soll er leben.
Hoch! Hoch! Hoch!
Nun brauchte man zu allen Zeiten
nicht nur den Kopf, nein auch die Hand.
Drum noch ein Lob den Maurern und
Zimmrerleuten,
durch deren Kraft der Bau erstand.
Nun ist das Glas wohl ausgeleert
und weiter für mich nichts mehr wert,
drum werf’ ich es zu Boden nieder -
zerschmettert braucht es keiner wieder;
doch Scherben bedeuten Glück und Segen
der Bauherrschaft auf allen Wegen!
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Firstrede 5 Hochgeehrte Herren
und Frauen,
liebe, werte Bürgersleute,
die ihr diesen Bau zu schauen
heut’ hierher gekommen seid:
Hier mit diesem Saft der Reben
trink ich jetzt nach Handwerksbrauch:
Hoch soll unser Bauherr leben
und die Herrin lebe auch:
Hoch! Hoch! Hoch!
Ha, wie gut ist dies Getränk!
Bruder, schenk dir auch eins ein,
sei nicht schüchtern, sondern denke:
Heute spart man nicht am Wein.
Nein, der Bauherr denket heute
unseres Diensts mit vielem Dank,
und wir dürfen – merkt es, ihr Leute –
jetzt nicht sparen seinen Trank.
Bruder, reich ein zweites Glas,
noch mal muss die Stimm’ ich heben:
Jeder beißt einmal ins Gras,
darum lasst sie heute leben,
die da Stein und Mörtel trugen
und die Mauern wohl gesetzt,
Balken schleppten, das Dach aufschlugen,
dass der Schweiß die Stirn genetzt.
Jetzt muss ich ein Lob noch spenden
ihm, der diesen Plan gemacht,
dann will ich mein’ Spruch beenden,
es lebe hoch die Bauherrschaft!
Mein Trunk sei diesem Haus geweiht,
es stehe fest in Ewigkeit!
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Richtspruch 6
Zum Giebel bin ich hochgestiegen,
um hier zu reden mit Vergnügen.
Den Bauherrn und die lieben Seinen
und alle, die sich hier vereinen,
die Baugenossen und die Gäste
begrüße ich zu diesem Feste.
Dem Architekten, der zum Bau
den Grundriss hat erdacht genau,
dem Maurermeister, der sodann
das Werk mit sicherer Hand begann
sei heut ein volles Glas geweiht
mit Glück und Heil zu aller Zeit.
Nicht minder sollen die Gesellen,
die mit den Äxten und den Kellen
gezimmert und gemauert hier
ein Segenswort erlauben mir.
Prost!
Gott schütze dieses neue Haus
und alle, die da gehen ein und aus.
Er schütze auch vor dieser Tür
das Finanzamt und den
Gerichtsvollzieher.
Prost!
Wenn nun das Glas in Scherben springt
noch einmal unser Gruß erklingt
hinaus mit Freude und Gebraus:
Glück und Segen diesem Neuen Haus!
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Richtspruch 7 für ein Wohnhaus
Hier steht gar herrlich anzusehen,
der Bauherr wird es gern gestehen,
das neu Haus stolz aufgericht,
brav tat ein jeder seine Pflicht,
der an dem Bau mit tätig war,
man scheute Müh nicht noch Gefahr.
PROST!!!
Auf starken Mauern festem Grund,
das Mauerwerk blickt in die Rund,
in seines Holzwerks voller Pracht,
recht als ein Meisterwerk daraus
gemacht,
damit`s für lange Zeit zum Nutz,
dem Bauherrn bietet sicheren
Schutz. PROST!!!!!
Dem Bauherrn seine Lieben,
möge nie ein Leid betrüben,
und allen die da unten stehen,
wünsch Glück ich viel und Wohlergehen.
PROST!!!!
Der letzte Schluck er gilt der Ehre,
dem Handwerk dem ich angehöhre,
du Glas zersplittere im Grund,
geweiht sei dieses Haus zur Stund.
PROST!!!!
von Alexander Schmidt
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Firstrede 8
Mit Gunst und Verlaub
Vom Grunde bis zum Firste steht
Das neue Haus nun wie ihr seht
Der Maurer und der Zimmermann
Mit Stolz es nun betrachten kann
Im rechten Winkel und im Lot
Steht Mauer, Balken, Wand und Schlot
Und selbst das Dach ist so gefügt
dass es dem Schönheitssinn genügt
Der Himmel mag das Haus beschützen
Vor Wassernöten, Sturm und Blitzen
Und was ihm sonst noch schaden kann
So wünsch ich es als Zimmermann
Dem Bauherrn werde Glück und Heil
Mit Frau und Kindern stets zuteil
Gesundheit, Heiterkeit und Frieden
Sei ihnen immerdar beschieden
Sie leben Hoch Hoch Hoch |
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Firstrede
9
Mit
Gunst und Verlaub
Ich
stieg hinauf in Gottes Namen,
Wo Spitz und Knopf schön geht zusammen,
ich steig hinauf zu Jesus Christ,
der unser bester Helfer ist.
Und stieg ich so zu dieser Höh',
so bin ich in des Himmels näh'
und schwenke meinen alten Hut
und sprech den Zimmerspruch so gut
wie ich es kann, und sollt ich fehlen,
so müßt ihr einen Andren wählen.
Wir
danken Gott, das zu jeder Frist
er hier bei uns gewesen ist,
so das von den Handwerksgesellen allen
kein einziger ist heruntergefallen.
Er bewahr auch weiter dieses Haus
und alle die drin gehen ein und aus.
Doch
muß ich jetzt gleich dieses sagen:
ich hörte schon über den Bau hier
klagen.
Er sei zu groß, er sein zu klein
er sei zu arm er sei zu fein!
aber wer will bauen an der Straßen,
der muß die Narren tadeln lassen.
Disteln
und Dornen stechen sehr,
doch falsche Zungen noch viel mehr!
und wem der Bau hier nicht gefällt
stell selbst nenn bessren in die Welt.
Mir
hat's zwar kein Kopfzerbrechen gemacht
aber dem Meister jetzt noch der Schädel
kracht.
Bei dem vielen denken, zählen, messen,
hat er das Trinken fast vergessen.
Fest steht der Bau nach seinem Plan.
Der ehrsame Bauherr seh ihn nur an,
ob er wohl steht in Senkel und Blei,
ob alle Kammern und Fenster dabei.
Ob
überall die Löcher und Zapfen
mit "paßt und hat Luft"
zusammenschnapfen.
doch wie haben wir uns müssen plagen,
mit Balken schleppen, Wandholz tragen!
das Knarren will mir von dem bohren
bis zu dieser Stund nicht aus den Ohren.
Im Kreutze hab' ich's noch vom sägen,
und tu ich alles recht erwägen,
so bleibt mir das Wasser von dem
schwitzen
mein Lebtag wohl im Kittel sitzen.
Das
Reden macht durstig, drum halt ich ein,
nun reicht mir her den Krug mit Wein! -
Dieser Schluck, er gilt der Ehre,
dem Handwerk dem ich angehöre -
und allen die da unten stehn
wünsch ich viel Glück und Wohlergehn
Nun Glas zerspring auf diesem Grund
geweiht sei dieses Haus zur Stund
von:
Stephanie Zaremba Lehrling/Zimmerin
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Richtspruch 10
Mit Gunst und Verlaub!
Ein Philosoph spricht frisch vom
Faß,
die meisten Menschen suchen was.
Der eine Gold, der andre Ruhm,
der dritte fremdes Eigentum,
der vierte sucht im Stillen,
nach Viren und Bazillen,
der fünfte wünscht sich eine Frau,
der sechste sucht die Blume grau.
So mancher sucht vermessen,
was er einmal hat besessen.
Man sucht den Streit,
man sucht das Glück,
man wünscht sich eine bessere Zeit.
Ein jeder sucht ein kleines Stück
vom Himmelreich und großen Glück.
Kurzum und endlich rund heraus,
die Klügsten wünschen sich ein Haus.
Ein Haus im Garten grün,
ein Haus wie dieses hier.
Möge euch viel Freude darin erblühen,
jawohl das wünschen wir.
Und sowie das Glas zerspringt am Grund
geweiht sei der Dachstuhl zur Stund!
Prost!
von
Stephan Möller
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